|
„Der Tunnel ist eine wichtige Erinnerung und Mahnung für uns alle!“ Exkursion zur Gedenk- und Dokumentationsstätte des ehemaligen KZ-Leonberg
Am 4. April 2013 nahmen ca. 20 Kollegen/innen
verschiedenster Schularten an einer Exkursion des AK Landeskunde/Landesgeschichte nach Leonberg teil. Sie besuchten die KZ – Gedenkstätte und die dazu gehörige Dokumentationsstelle mit Ausstellung im
alten Leonberger Tunnel. Zunächst trafen sich die Teilnehmer mit Herrn Dr. Röhm auf dem Leonberger Stadtfriedhof. Hier besuchten sie das nach Kriegsende angelegte Massengrab der getöteten
KZ-Häftlinge. Durch die von Herrn Dr. Röhm vorgestellten Informationen wurden die Kollegen/innen für das Gedenken der NS-Verbrechen in Leonberg sensibilisiert. Von dort wanderte die Gruppe den „Weg
der Erinnerung“ bis zum alten Autobahntunnel. Zwischendurch wurden die wenigen noch heute bestehenden Gebäudeteile des ehemaligen KZs besichtigt. Auch ein Modell der gesamten KZ-Anlage der Jahre 1944-45
wurde dabei in Augenschein genommen. In der Dokumentationsstätte und der Ausstellung im Tunnel ging es zunächst um fachliche Inhalte und Zusammenhänge. Leonberg wurde in den letzten Kriegsjahren als
Außenlager des im Elsass gelegenen KZ Natzweiler-Struthof eingerichtet. Insgesamt sollten hier etwa 4000 jüdische Häftlinge durch „Arbeit vernichtet werden“. Dazu mussten diese erbarmungswürdigen
Menschen, die zumeist eine lange Fahrt über Auschwitz und Berlin bis ins Württembergische hinter sich hatten und extrem schlecht versorgt wurden, schwere Arbeit im Bereich der Kriegswirtschaft
übernehmen. In Leonberg bauten die Häftlinge die Tragflächen der Me 262 zusammen. Sie produzierten ein Flugzeug der Firma Messerschmidt, von dem sich Hitler und die deutschen Generäle noch die Wende
des Kriegs erhofften. Es handelte sich um einen Bomber mit Düsenantrieb. Die deutsche Luftwaffe hätte dadurch den schnellsten Bomber aller Kriegsparteien besessen. Zum Glück sind nur wenige der Maschinen
tatsächlich zum Einsatz gekommen. Damit die Produktion nicht entdeckt wurde, ließ man die Häftlinge in zwei 12 Stundenschichten im ehemaligen Engelbergtunnel arbeiten (siehe Foto oben). Er war der
zweite Autobahntunnel im Deutschen Reich überhaupt. Jeweils etwa 1500 Geschundene mussten je Schicht ungeschützt in großer Kälte, bei schlechter Versorgung und unmenschlicher Unterbringung arbeiten. Dazu
kam noch die Willkür der Wärter, die den Gefangenen mit großer Brutalität entgegentraten. Beendet wurde die Fortbildung in der Gedenkstätte der Blosenberg-Kirche unterhalb des Tunnels. Hier wurde das
Gedenkbuch gezeigt und vom Besuch ehemaliger Häftlinge berichtet. Dabei erzählte Herr Dr. Röhm von seinen Kontakten zu ehemaligen Häftlingen und deren Familien in Israel, Frankreich, Polen und der
Ukraine. „Schön, dass wir es noch geschafft haben, vielen ehemaligen Häftlingen zu zeigen, dass das heutige Leonberg sehr bewusst mit seiner NS-Geschichte umgeht. Aus den ersten Kontakten sind
mittlerweile oft gute Freundschaften entstanden.“ Die Geschichte darf nicht vergessen werden. „Der Tunnel stellt mit der Ausstellung und zusammen mit dem Weg der Erinnerung eine wichtige Erinnerung
und Mahnung für uns alle dar!“ so Dr. Röhm zum Abschluss der Führung. Um viele Informationen, bewegende Geschichten und interessante Unterrichtsideen reicher, trennte sich die Gruppe nach 2,5 Stunden.
Ein ganz herzlicher Dank geht an Dr. Eberhard Röhm, der die Teilnehmer/innen der Fortbildung den gesamten Nachmittag geführt und umfassend informiert hat!
H. Viereck
|