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Vom Killesberg zum Nordbahnhof

Der Weg der württembergischen Juden vor der Deportation.
Vom Killesberg zum Nordbahnhof
Referent: Holger Viereck

Am 17.05.2010 bot der Arbeitskreis eine besondere Fortbildung an, bei der die etwa 20 Teilnehmer/innen einen etwa 1,5 stündigen Weg zurückzulegen hatten. Das AK Mitglied Holger Viereck führte vom Killesberg hinunter zum Nordbahnhof. Dies ist exakt der Weg, den die württembergischen Juden in den Jahren 1941-1945 zurücklegen mussten, bevor sie in die Konzentrationslager Riga, Treblinka oder Ivica deportiert wurden.
Viereck betonte gleich zu Beginn, dass diese Fortbildung des Arbeitskreises Landesgeschichte / Landeskunde aus zwei parallel laufenden Strängen bestehe. Zum einen wurden die teilnehmenden Lehrer/innen durch die Geschichte der Deportation der jüdischen Bevölkerung Württembergs geführt. Zum anderen erhielten sie viele Anregungen und Tipps für spätere Lerngänge mit Schulklassen. Dabei betonte er, dass vor allem die Klassenstufen 8 – 10 durch die Thematik und das Vorgehen angesprochen werden sollen.
Ausgangspunkt des Lerngangs war der Gedenkstein der Stadt Stuttgart, der 1964 an der Stelle der ehemaligen „Ruhmeshalle des Reichnährstandes“ aufgestellt worden war, in der sich ca. 2500 württembergischen Juden (die nicht wie 2000 weitere Mitglieder jüdischer Gemeinden fliehen konnten) in den Jahren 1940-45 einfinden mussten, um ihre Ausweise vorzuzeigen, Gepäck abzugeben und den Fahrpreis zu bezahlen.
Von hier führte Viereck die Gruppe an der Johannes Brenz Kirche vorbei zum Stolperstein, der für die jüdische Mitbürgerin Selma Dinckelmann vor dem Haus ihres letzten, frei gewählten Wohnsitzes Am Kochenhof 1 - direkt gegenüber der Akademie der Künste - in den Gehweg eingelassen wurde. Der Künstler Günter Demnig, der in den vergangenen Jahren in vielen Städten Deutschlands, Österreichs und Polens solche Steine verlegt hat, hat auch diesen Stein, der wie alle anderen mit einer Messingplatte versehen ist und den Namen, sowie Geburts- und Todesdaten enthält, persönlich bearbeitet und verlegt. Das Ziel, auf diese Art den Opfern des NS-Regimes eine Ehre und ein Andenken zu erweisen, wird noch dadurch untermauert, dass man, um den Text zu lesen, sich vor dem Stein und damit vor der Person, die dort beschrieben ist, verneigen muss. Allein in Stuttgart sind mittlerweile weit mehr als 500 solcher Steine für Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, Euthanasieopfer und Widerstandskämpfer verlegt worden.
Von hier aus ging es über den Pragfriedhof, wo der jüdische Teil des Friedhofs angesteuert wurde. An der direkt daneben liegenden Martinskirche wurde die Gedenkplatte für die jüdischen Opfer des Holocaust ebenfalls in die Führung einbezogen. Besonders interessant war der Vergleich zwischen dieser Inschrift aus den 90er Jahren und der auf dem Killesberg aus den 60er Jahren. Erinnerungskultur, Umgang mit der eigenen Verantwortung und Geschichte und sprachliche Verschleierungen konnten dabei sichtbar gemacht werden.
Endpunkt war die 2006 eingeweihte Gedenkstätte für die NS-Opfer am Nordbahnhof. Die Gruppe wurde an den originalen Platz geführt, von dem aus nahezu 2500 jüdische Mitbürger/innen in der ersten Hälfte der 40er Jahre aus Württemberg deportiert worden sind. Nur wenige von ihnen haben die brutalen Lager und die Zwangsarbeit überlebt.
Bei allen Stationen wurde auch Bezug auf die methodische und didaktische Arbeit mit Schulklassen genommen. Dabei wurden Materialien vorgestellt, die an den jeweiligen Haltepunkten und auf dem Weg dazwischen zum Einsatz kommen können. 
Der in dieser Fortbildung vorgestellte Lerngang für Schülergruppen und die darin zum Einsatz gekommenen Methoden und Medien stellen nur einen Teil der umfangreichen pädagogischen Arbeit der Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft (StJG) dar. Dabei werden die Schulklassen von speziell ausgebildeten „Guides“ geführt. Der ca. zweistündige Lerngang ist für alle Schularten geeignet und kann für einen Beitrag von 2 Euro pro Teilnehmer/in bei folgender Kontaktadresse gebucht werden.

URL:
http://www.lernort-gedenkstaette.de

Informationen und Wissenswertes zu den Stolperstein-Initiativen in Stuttgart:
http://www.stolpersteine-stuttgart.de

Eingang zur Gedenkstätte
Die Gleise - von hier fuhren die Züge ab.
Die Namen der Deportierten
Bilddokumentation an der Gedenkstätte
Jüdischer teil des Pragfriedhofes

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